WGBG und Solarimo starten erstes gemeinsames Mieterstromprojekt in Berlin
Ökostrom vom Dach direkt in die Wohnung zu günstigen Konditionen
Wenn das Unglück nicht gewesen wäre, hätte es das Projekt wohl nicht gegeben. Ein Silvesterböller setzte zum Jahreswechsel 2019/20 den Dachstuhl des Hauses in der Belziger Straße 22 in Brand. Zwar konnte das Feuer schnell gelöscht und der Schaden damit begrenzt werden, doch die Sanierung, für die ein Schutzdach und ein Gerüst montiert werden mussten, dauerte über ein Jahr.
Das war der im positiven Sinne zündende Funken für ein Gemeinschaftsprojekt der WGBG und der Solarimo GmbH. Warum nicht das Gerüst gleich nutzen, um auf dem neuen Dachstuhl mit optimaler Ausrichtung nach Süden Solarmodule anzubringen? Aufgrund der Kosten für ein Gerüst werden Solaranlagen in der Regel bei Neubauten mitgeplant. In diesem Fall konnte die Solaranlage in die Planung dieser Sanierung mit aufgenommen werden.
Die Solaranlage mit einer Leistung von 20 kWp (Kilowattpeak), erzeugt genug Energie, um rund ein Drittel des Strombedarfs im Haus abzudecken.
Im Vergleich zum deutschen Strommix spart die Mieterstromanlage jährlich 12 Tonnen CO2 ein – das entspricht der Jahresleistung von rund 1.000 Bäumen, die CO2 aus der Atmosphäre einlagern oder dem CO2 -Verbrauch von 63 Flügen auf der Strecke Berlin-Paris.
Das Mieterstromprojekt ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern kommt auch den Bewohnern zugute. Da der Solarstrom direkt in die 19 Wohnungen geleitet wird, werden Stromsteuer und Netzentgelte eingespart. Diese Ersparnis wird vom Mieterstromanbieter Solarimo direkt an die Mieter weitergegeben: der Strompreis ist 12% günstiger als der des lokalen Grundversorgertarifs. Das Mieterstromgesetz – 2017 von der Bundesregierung verabschiedet – garantiert, dass der Strompreis über die Anlagenlaufzeit von 20 Jahren oder länger mindestens 10% günstiger bleibt. So wirkt der günstige Mieterstrompreis langfristig als eine Art Strompreisbremse, verringert er doch die relevante „zweite Miete” für die Bewohner.
Was im Haus nicht von den Mietern abgenommen wird, wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Da Home-Office und Lockdown auch langfristig zu einer Veränderung des Nutzerverhaltens führen könnten, würde dies künftig den Eigenverbrauch positiv beeinflussen. Denn wenn die Waschmaschine tagsüber läuft und mittags anstatt abends gekocht wird, wird der tagsüber produzierte Strom geradewegs in den Wohnungen verbraucht. Abends hingegen, bei fehlendem Tageslicht, muss Strom vom Mieterstromanbieter hinzugekauft werden. Der Preis, den die Mieter für den Strom zahlen, bleibt jedoch gleich – egal, wie viel nachgeliefert werden muss.
Neben dem günstigen Strompreis gibt es einen weiteren Vorteil: Die Photovoltaikanlage hat keinerlei Aufwand und Kosten für den Eigentümer. Ähnlich wie beim Contracting-Modell stellt der Eigentümer dem Mieterstromanbieter das Dach gegen eine Dachpacht zur Verfügung, Solarimo übernimmt Finanzierung, Umsetzung, Wartung und Betrieb der Anlage sowie nicht zuletzt den Stromverkauf inkl. Reststromlieferung an die Bewohner und kümmert sich auch um die Abrechnung. Die aktuelle Fördersituation für Mieterstrom ist jedoch derzeit nicht sehr attraktiv. So lag beispielsweise die Einspeisevergütung 2004 noch bei knapp 60 Cent/kWh, wird sie heute mit 7,8 Cent vergütet. Der WGBG war das Vorhaben jedoch wichtig genug, um eine Anschubfinanzierung von rund 6.000 Euro zu leisten. „Die Vorstellung, den Strom über das eigene Dach direkt in die Wohnung zu leiten und damit ein Stück weit unabhängig von anderen Anbietern zu werden, ist überzeugend. Wir müssen uns alle aktiv an Lösungen beteiligen, die positiv auf das Klima einwirken. Was wir heute ausgeben, kommt uns später zu gute“, so Birgit Danschke, Vorstandmitglied der WGBG.
Mit der voraussichtlich in zwei Jahren in Kraft tretenden Photovoltaikpflicht für Berlin könnten solche Mieterstromprojekte der neue Standard bei Sanierungen und Neubauprojekten werden.
Daten über das Mieterstromprojekt der Belziger Straße
- Installierte Leistung: 20 kWp
- Anzahl Module: 58
- Erzeugung pro Jahr: 20 MWh
- Anzahl Wohneinheiten: 19
- CO2-Vermeidung pro Jahr: 12 Tonnen
- Strompreis-Einsparung ggü. Grundversorger: 12 Prozent
Über Solarimo GmbH:
Solarimo ist ein führender Anbieter von Mieterstromprojekten in ganz Deutschland. Die Vision von Solarimo ist es, die Welt nachhaltiger zu machen. Dafür werden ungenutzte Dachflächen mit Solaranlagen belegt. Solarimo wurde im Februar 2018 mit Sitz in Berlin gegründet und beschäftigt mehr als 40 Mitarbeiter in vollem Einsatz für die Solarenergie.